4. Februar 2009
Letzte Woche hatten wir in Münster ein Kinoevent der ganz besonderen Art, nämlich ein Testscreening. Bei einem Testscreening soll überprüft werden, wie ein Film beim Publikum ankommt. Aus diesem Grund waren Regisseur und Produzent von Barfuss bis zum Hals im Kino anwesend und haben nachher auch Fragen zum Film beantwortet und Kritik entgegengenommen. Die folgende Rezension bezieht sich daher auf ein zweimaliges Event (ein weiteres Testscreening sollte in Süddeutschland stattfinden).
Der 17-jährige Jakob hat Probleme mit seinen Eltern. Sie meckern an seiner Kleidung herum und v.a. Vater und Sohn verstehen sich nicht - Teenager-Alltag, möchte man denken. Ungewöhnlich ist hingegen die Lebensweise der Eltern: Sie sind Nudisten. Vater Helmut ist Vorsitzender des ältesten FKK-Vereins Deutschlands und lebt zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern auf einem malerischen Waldgrundstück - selbstverständlich unbekleidet. Während sich Jakobs Schwester Rosa der Lebensart der Nudisten anpasst, rebelliert Jakob gegen die Lebensweise seiner Eltern.
Durch den Verkauf des Waldgrundstücks, auf dem sich Vereinshaus und dazu gehöriger Campingplatz befinden, an Dieter Lohe wird die FKK-Enklave jedoch in ihrer Existenz bedroht. Lohe ist Bayer, CSU-Mitglied und Textilfabrikant — allem Anschein nach der allerletzte, der Verständnis für Nudismus haben könnte. Als Lohe zusammen mit seiner Tochter Natalie auftaucht und ein paar Tage Ferien machen will, beschließt der FKK-Verein auf Jakobs Vorschlag hin, Lohe etwas vorzuspielen und ein paar Tage lang Kleidung zu tragen. Dass das nicht ewig gutgehen kann, ist abzusehen…
Barfuss bis zum Hals ist eine Komödie, die einen Großteil ihrer Komik aus der Grundidee gewinnt, das Geschehen in einem FKK-Verein anzusiedeln. Nach der ersten Überraschung gewöhnt sich der Zuschauer jedoch sehr schnell daran, dass viele der Akteure nackt herumlaufen, und kann sich auf die Handlung des Films konzentrieren. Diese ist überraschend vielschichtig: Es geht um Eltern und Kinder, Ossis und Wessis, Freundschaft, Liebe, Prinzipientreue und Spießertum. Der Film spielt mit Klischees, stellt sie erst dar und stellt sie dann in Frage. Das ist keinesfalls eine platte Abfolge von Gags, sondern ein Film, der sich durchaus mit realen Problemen befasst.
Dass der Film authentisch wirkt, liegt vielleicht daran, dass der Produzent Ivo Alexander Beck selber unter Nudisten groß geworden ist und daher weiß, welche Schwierigkeiten einem Jugendlichen da begegnen. So erzählte Beck z.B., dass er seine erste Freundin in dem FKK-Verein kennengelernt hat und dass beide Hemmungen hatten, einander zu küssen, solange sie nackt waren. Das ist gut nachvollziehbar, macht zwischenmenschliche Beziehungen jedoch mit Sicherheit nicht leichter. Dies zeigt sich auch am Beispiel von Rosa und Jakob, die beide — in verschiedener Weise — Schwierigkeiten damit haben, einen Partner zu finden.
Unterschwellige Strömungen und Beziehungsprobleme der einzelnen Figuren kann man natürlich nur darstellen, wenn die Schauspieler in der Lage sind, diese zu vermitteln. Ich hatte keinen negativen Eindruck von den Schauspielern, was ein positives Zeichen ist. Mir ist jetzt allerdings auch niemand als besonders herausragend in Erinnerung geblieben — sicherlich keine Oscarkandidaten. Eine solide Schauspielleistung ist es aber schon. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass sich viele der Schauspieler einer besonderen Herausforderung stellen mussten: dem Dreh ohne Kleidung. Abgesehen davon, dass es im kalten Sommer 2008 sicherlich unangenehm war, stundenlang nackt im Freien zu stehen, schafft das Fehlen von Kleidung auch eine seltsame Arbeitsatmosphäre. Es ist sicher nicht angenehm, Anweisungen und Kritik vom Regisseur er- und mitgeteilt zu bekommen, wenn man ohne schützende Kleidung dasteht. Man stelle sich nur vor, man müsse seinem eigenen Chef nackt gegenüber treten! Nach Aussage von Beck und Hansjörg Thun, dem Regisseur, war dies allerdings bei den tatsächlichen Dreharbeiten nicht so schlimm wie befürchtet.
Was mir nicht so sehr gefiel, war die Beziehung zwischen Vater und Tochter Lohe. Das Verhalten beider in Bezug zueinander fand ich schwer nachzuvollziehen, und die Szene am Ende, in der beide über ihre Gefühle reden, war die einzige Szene des Films, die mir kitschig vorkam. Vielleicht wäre das besser, wenn man mehr über die beiden erfahren würde — keine Ahnung. Es wurde wohl sehr viel mehr gedreht, als später in dem Film verwendet wird, und ich könnte mir vorstellen, dass da auch Material bei ist, das Natalies Charakter besser erläutert. Der Produzent und der Regisseur meinten allerdings, dass ihrer Ansicht nach eine Kinokomödie nicht länger als 90 min dauern sollte - demnach müssten 4 min weggeschnitten werden. Ich persönlich finde, dass man den Film durchaus noch ein paar Minuten länger machen könnte, wenn dadurch bestimmte Charakterentwicklungen verständlicher würden.
Da bislang nicht feststeht, ob der Film überhaupt ins Kino kommen wird, oder ob er nur im Fernsehen gezeigt werden wird, wollten die beiden gerade auch hierzu die Meinung des Kinopublikums erfahren. Ich habe lange darüber nachgedacht. Einerseits ist die Geschichte, abgesehen davon, dass der Film im FKK-Verein spielt, nicht besonders innovativ und von der filmischen Machart eher konventionell. Kein ungewöhnlicher Stil wie bei The Spirit oder Waltz with Bashir, und auch kein außergewöhnlicher Einsatz von Schnitttechnik, Perspektive etc. wie bei dem cineastisch brillanten Abbitte. Andererseits gibt es, wie jemand bei der Diskussion nach Barfuss bis zum Hals zu Recht bemerkte, viele Filme vergleichbaren Niveaus, die im Kino zu sehen sind. Man muss daher überlegen, was einen Kinofilm von einem Fernsehfilm unterscheidet bzw. unterscheiden sollte — eine Diskussion, die z.B. auch bei Die Buddenbrooks geführt wurde (Fernsehspiel?). Dazu lässt sich sicher viel sagen, aber meiner Ansicht nach sollte ein Kinofilm originell sein: ob durch Drehbuch, filmische Machart, neue schauspielerische Tiefe — egal. Ein Kinofilm sollte daher etwas zur Filmkunst beitragen. Ich habe Zweifel, ob Barfuss bis zum Hals diesen Anforderungen genügt - viele andere Kinofilme allerdings auch nicht.
Unabhängig von der Kinofrage: Barfuss bis zum Hals ist ein guter Film, den man sich auf jeden Fall anschauen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Eine unterhaltsame, aber nicht oberflächliche Komödie - absolut sehenswert. Vier von Fünf Sacksocken (Nein, das wird hier jetzt nicht erläutert — schaut euch den Film an!).
Anne
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- Sat.1-Pressetext zum Film
- Rezension eines Sneakers zum zweiten Testscreening des Films
27. Januar 2009
Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein Anachronismus. Er lebt in einem Vorort in irgend einer amerikanischen Kleinstadt in einem Holzhaus, das dem amerikanischen Traum der Mittelklasse entsprungen zu sein scheint. Allerdings sind alle anderen Weißen aus der Gegend fortgezogen und die Gegend ist zum Wohnviertel der Asiaten, Südamerikaner, Afrikaner etc. geworden. Nur Walt ist zurück geblieben — ein wenig liberaler Korea-Veteran, dessen Nachbarn alle Hmong sind.
Der Film beginnt mit der Beerdigung von Walts Frau, die sein ein und alles war. Schnell merkt man, dass Walt keine Freunde hat und seine Kinder sich allenfalls aus Pflichtbewusstsein um ihn kümmern. Nicht ohne Grund musste der katholische Seelsorger Walts verstorbener Frau versprechen, sich um ihn zu kümmern und Walt zur Beichte zu bringen - Walt hat sonst niemanden, keine Freunde, keine Religion, keinen Trost. Er hängt nur an drei Dingen: seinem Hund, seiner Werkzeugsammlung und seinem 1972er Ford Gran Torino.
Als der benachbarte Teenager Thao unter dem Zwang einer Gang den Gran Torino stehlen will, wird Walt auf den Jungen aufmerksam. Widerwillig fängt er an, sich um seine Nachbarn, die Teenager Thao und Sue, deren Mutter und deren Großmutter zu kümmern. Und je näher er sie kennenlernt, desto mehr fällt auf, dass Walt mit diesen Menschen aus einem fremden Kulturkreis besser zurecht kommt als mit seiner eigenen Familie.
Das mag jetzt alles kitschig klingen, aber so ist der Film nicht. Er ist vielmehr ganz und gar glaubwürdig — leider, möchte man sagen, denn die Story ist teilweise alles andere als schön. Es steckt wesentlich mehr da drin, als ich hier verraten kann und will.
Man kann jedenfalls so viel sagen: Der Film war von vorne bis hinten fesselnd und bewegend, und Eastwood überzeugt sowohl in der Hauptrolle als auch als Regisseur und Produzent. Ich bin kein Eastwood-Kenner (habe von ihm nur Mystic River gesehen), aber wenn ein Film eine solche Melancholie, Nachdenklichkeit aber auch Hoffnung ausstrahlt, dann spricht das doch sehr für ihn.
Absolut sehenswert - viereinhalb von fünf Gran Torinos.
Anne
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- Gran Torino bei IMDb
Connecticut in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In der Revolutionary Road steht ein kleines, süßes Häuschen, das sich an einen kleinen, süßen Hügel schmiegt. In diesem Haus wohnen Frank und April Wheeler, ein glückliches, zufriedenes Ehepaar mit zwei Kindern. Frank arbeitet in der Stadt bei einer großen Firma in einem Job, der ihm keinen Spaß macht und April kann sich mit dem heilen Vorstadtleben nicht so wirklich abfinden. Also schmieden beide Pläne, die Einöde zu ver- und sich auf ein großes Abenteuer einzulassen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man kennt…
Revolutionary Road (ich benutze jetzt nicht den merkwürdigen deutschen Titel) zeigt uns die typische Kleinstadtmentalität der Fünfziger. Ein sauber gemähter Rasen ist wichtiger als eine funktionierende Ehe, die geputzten Fenster bedeutender als die dahinter liegende Harmonie. Jeder spielt jedem die perfekte Harmonie vor, oft sogar sich selbst.
In dieser Welt finden sich Frank (Leonardo di Caprio) und April (Kate Winslet) plötzlich wieder, ohne wirklich zu wissen, wie es dazu kam und wer daran schuld ist. Allein in den ersten Minuten, noch bevor überhaupt der Titel über die Leinwand flimmert, zeigt uns der Film die gesamte Bandbreite der Beziehung zwischen Frank und April, von deren harmlosen Kennenlernen bis zum großen Krach.
Im Laufe des Films eskalieren die Situationen immer weiter und wir sitzen mit offenen Mündern im Kino und hören und sehen, was beide sich an die hochroten Köpfe werfen.
Schauspielerisch ist Revolutionary Road ganz, ganz großes Kino. Aprils Versuche, aus der hoffnungslosen Leere zu entkommen, Franks fehlgeleitetes Verantwortungsbewusstsein, all das ist bis ins letzte glaubhaft. Auch bis in die letzten Nebenrollen (David Harbour, Kathryn Hahn oder Kathy Bates) ist der Film großartig besetzt.
Insbesondere Michael Shannon als John Givings, Sohn der Vermieter, ehemaliger Mathematiker und Psychiatriepatient, verdient eine Erwähnung. Er taucht unvermittelt wie ein Anti-deus ex machina auf, stochert so lange im Leben der Wheelers herum, analysiert und interpretiert scham- und vorurteilslos, bis die Situation eskaliert. Teilweise vielleicht ein bisschen over the top, aber meist ohne die klischeehaften Psychiatriepatient-Anwandlungen, dafür mit viel messerscharfem Gespür für die kleinen Lügen und Ungenauigkeiten des Alltags.
Revolutionary Road ist ein sehr eindringlicher Film über solche teils esoterisch anmutenden Themen wie Selbstverwirklichung, das Glauben an die eigenen Fähigkeiten und die Bereitschaft, eine an sich unerträgliche Situation zu ertragen – ob aus Liebe, Selbstlosigkeit oder Dummheit. Uns wird die spießige und scheinheilige Gesellschaft vor Augen geführt, die Andersdenkende ausgrenzt und jedem den einzig wahren way of life aufzwingen will. Konsequent erforscht der Film eben diese menschlichen Abgründe und führt sie uns unter dem Mikroskop des Lebens in der Kleinstadt vor.
Und so kommt es zu einem der beiden Enden, die überhaupt möglich sind. Wenn danach dann der Kreis sich schließt, die Vermieter im Schaukelstuhl sitzen und sich über das nette junge Ehepaar unterhalten, das gerade in das kleine, süße Häuschen an dem kleinen, süßen Hügel in der Revolutionary Road gezogen ist, dann sind wir wieder da, wo wir angefangen haben. Und die einzige Möglichkeit, dies zu ertragen, ist, nicht mehr daran zu denken.
Ein sehr, sehr krasser Film, an den ihr, so ihr euch denn auf ihn einlasst, noch lange, nachdem ihr das Kino verlassen habt, denken werdet.
Viereinhalb von fünf Whiskygläsern (ihr müsstet mal sehen, was die da geraucht und gesoffen haben, unglaublich). Ansehen. Jetzt!
Dennis
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- Revolutionary Road bei imdb
- Der Trailer bei youtube
- Sam Mendes, übrigens!
24. Januar 2009
Die Sneak in Münster überraschte mich ‘mal wieder mit einem Film, auf den ich sehr gespannt war und den ich unbedingt sehen wollte: Frost/Nixon. Leider nicht als komplette Originalfassung, sondern mit deutschen Untertiteln - aus Rücksichtnahme auf all diejenigen, die nicht fließend Englisch sprechen, vermutlich, denn der Film war sehr dialoglastig.
Zur Story: Es geht um ein Interview, das der britische Talkmaster David Frost mit dem Ex-Präsidenten Richard Nixon nach dessen Rücktritt wegen der Watergate-Affäre geführt hat. Um das Ganze besser einordnen zu können, beginnt der Film mit Originalfilmmaterial zur Watergate-Affäre. Das ist sehr nützlich für diejenigen, die keine Zeitzeugen sind und sich nicht besonders für amerikanische Geschichte interessieren. Trotzdem ist es wohl empfehlenswert, sich bereits vorher über die Watergate-Affäre zu informieren, z.B. in Wikipedia. Meine Vermutung ist, dass man umso mehr Freude an diesem Film haben wird, je informierter man ist.
In diesem Zuge sollte noch erwähnt werden, dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht. Dieses Interview gab es also wirklich, ebenso wie David Frost (heute Sir David Frost) und — natürlich — Richard Nixon. Man kann daher davon ausgehen, dass der Film authentisch ist. Gleichzeitig bedeutet das natürlich, dass besagte Leute mit politischer Bildung und Zeitzeugen sich schon denken können, wie der Film enden wird.
Entsprechend geht es auch hier nicht so sehr um das Endergebnis, sondern um den Weg dahin - allen voran um das Schauspiel. Daran gibt es eigentlich nichts auszusetzen: man nimmt den Darstellern, allen voran den Hauptdarstellern Michael Sheen und Frank Langella, ihre Rollen durchaus ab. Alles in allem ist der Film mitreißend und kurzweilig gemacht — sehenswert.
Allerdings merkt man deutlich, dass der Film auf einem Theaterstück basiert. Wenige Drehorte, viel Text, eine beschränkte Zahl von Charakteren - das deutet alles unverkennbar auf eine Theatervorlage hin. Die filmische Umsetzung ist dementsprechend konventionell und eher statisch.
Mir drängt sich die Frage auf, ob ein Theaterstück nicht das bessere Medium für diese Geschichte sein könnte — intensiver, weniger Distanz zum Zuschauer, nicht verfremdet durch Kameras. Da ich das Stück nicht gesehen habe, kann ich die Frage nicht beantworten, ich halte es aber durchaus für möglich. Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass Filme potentiell mehr Leute erreichen, als Theaterstücke, deshalb ist es verständlich, dass viele Stücke auch verfilmt werden.
Unabhängig davon: Frost/Nixon ist ein interessanter gut gemachter und sehenswerter Film. Und falls das Stück hier in der Nähe aufgeführt wird, sehe ich es mir sicher auch an. Vier von fünf Wanzen (Watergate halt) für Frost/Nixon.
Anne
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15. Januar 2009
19.12.08: An dieser Stelle hätte eine der ersten Artikel in deutscher Sprache über die amerikanische Country/Pop-Sängerin Taylor Swift stehen sollen. Eigentlich wollte ich, nachdem ich zufällig auf sie aufmerksam geworden bin ihre neue Platte Fearless rezensieren. Aber dann stieß ich im Internet auf eine Diskussion, die ich um einiges spannender fand. Dieser Artikel basiert darauf.
Letzte Woche feierte Taylor Swift ihren 19. Geburtstag und sie hat schon über 5 Millionen Alben verkauft, zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst und eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Das Debut Taylor Swift und ihr gerade erschienenes zweites Album Fearless bekamen von den meisten Internetrezensenten gute Bewertungen. Die Rezensenten lobten vor allem ihre Natürlichkeit, ihr Songwritertalent und die geniale Produktion der beiden Alben. In den 2 Jahren ihrer bisherigen Karriere wurden 8 Songs als Singles ausgekoppelt, welche allesamt die amerikanischen Billboard-Charts stürmten. Dabei stellte die Sängerin auch einige Rekorde auf (zB meiste Top 20-Hits in einem Jahr). Viele ihrer Anhänger sowie unabhängige Musikredakteure prophezeihen ihr eine erfolgreiche Zukunft.
Dies bezieht sich aber ausschließlich auf ihre Studioaufnahmen…
Wie aus zahlreichen Berichten von Livekonzerten hervorgeht kann die gute Dame nämlich offensichtlicht live nicht gut singen. In diversen Foren mokieren sich Country-Liebhaber mittleren Alters über die teilweise erbärmliche Qualität ihrer Liveauftritte und darüber, wie unwissenden Teenagern das Geld aus der Tasche gezogen wird. Taylor Swift, das ist ein Produkt, eine Investition der Musikbranche in ein einzelnes Individuum. Es wurden gute Produzenten engagiert, die ihr gesangliches Unvermögen in den Studioaufnahmen kaschierten und ihre (tatsächlich guten) Songs in die entsprechende Form frickelten. Irgendwie drängt sich mir der Gedanke auf, dass man heute bei niemandem der Erfolg hat davon ausgehen kann, dass es aus ihm selber kommt, sondern dass immer gleich ein Finanzimperium dahinter steht, welches dafür sorgt, dass sich die Investition rentiert. MySpace-Promotion ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs. Es werden geschickt die Zielgruppen angesprochen, im Falle von Swift kaufkräftige Teens, die ihre Sehnsüchte und ihren Liebeskummer zusammen mit „einer Freundin“ oder „jemandem, der sie versteht“ durchleben möchten. Dabei sind die Songs vielleicht dann doch nicht Gedankenprodukte der 19-jährigen Künstlerin, sondern ein weiterer Baustein im Marketing-Kalkül eines Großkonzerns. Diese Vorstellung und die gesamte „Industrialisierung“ des Musikbusiness, welche in den letzten Jahren noch erheblich zugenommen hat, widern mich an. In der heutigen Zeit kommt es nicht mehr darauf ab, talentiert zu sein und es aus eigener Kraft an die Spitze zu schaffen, nein, es geht nur mit faulen Tricks, wie dem Aufpolieren der Stimme einer Künstlerin. Im nächsten Frühjahr erscheint Fearless auch in Deutschland. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass die Formel der Erfolgs auch hierzulande aufgeht. Ein Hoch auf den Industriekapitalismus, der die musikalische Qualität langsam aber sicher zu Grabe trägt!
Nachtrag: (15.01.09): Natürlich habe ich mich inzwischen genug über das ekelhafte Marketing geärgert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Fearless 13 wunderbare Pop-Ohrwürmer enthält, die man immer wieder hören kann. Dadurch komme ich in den Zwiespalt, dass ich etwas, dass ich eigentlich verachte, nun auf einmal doch gut finde. Kann man etwas als gut empfinden obwohl man weiß, das es ein künstliches Produkt ist? Ist Musik, die keinem musikalischen Anspruch genügen würde durch perfekte Produktion in etwas Besonderes zu verwandeln? Darauf habe ich keine Antwort. Naja, hört mal rein. (4 von 5 Punkte für Fearless)
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- "Taylor Swift just can't sing!"
- Die Diskussion, die mich dazu brachte den Artikel zu schreiben.
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14. Januar 2009
Als gestern Abend klar wurde, welcher Film laufen würde, ging ein Raunen durch den Saal, und zumindest bei mir machte sich Erleichterung breit: endlich ‘mal wieder ein Sneak-Film, den ich richtig gerne sehen wollte! Gespannt lehnte ich mich im Sessel zurück - und wurde nicht enttäuscht.
The Spirit reiht sich in die lange Reihe von Comicverfilmungen ein, die derzeit den Markt überschwemmt. Und wenn man sich ansieht, was alles in den letzten Jahren verfilmt worden ist, könnte man sich schon fragen, ob die Welt wirklich eine weitere Comicverfilmung braucht. Bei The Spirit stellt sich diese Frage jedoch nicht — denn völlig unabhängig vom Inhalt des Films ist dieser allein auf Grund seiner Aufmachung ein cineastisches Meisterwerk!
The Spirit spielt unglaublich mit Kontrasten: Er ist zum größten Teil in schwarz-weiß gehalten, allerdings in überzeichnetem und verfremdeten schwarz-weiß. So sind z.B. die Fußsohlen in manchen Szenen weiß, um besonders hervorzustechen. Explosionsartig werden zusätzlich an manchen Stellen Farben verwendet: rot (seit Schindlers Liste fast schon ein Klassiker der Filmtechnik), blau, grün… Man hat beim Anschauen des Films keine Zweifel daran, dass es sich um eine Comic-Verfilmung handelt, die alles andere als Realität darstellen soll.
Das alles erinnert durchaus an das, was Patrick hier zu Sin City geschrieben hat. Da ich Sin City allerdings nicht gesehen habe, kann ich keine Vergleiche zwischen den beiden Filmen ziehen. The Spirit überzeugt jedenfalls in filmischer Hinsicht vollkommen: Er vermenschlicht nicht, sondern verfremdet.
Die durch die filmischen Mittel geschaffene Distanz tut dem Film gut. Die Charaktere sind nämlich — ebenso wie die Handlung — teilweise ziemlich abgedreht, so dass der Film inhaltlich sicher fernab vom Mainstream liegt. Das Wort “bizarr” beschreibt den Film schon ganz gut. Ich will nicht näher auf den Inhalt eingehen, weil es durchaus beabsichtigt ist, dass man zu Anfang des Films nichts weiß. Im Laufe des Films bekommt man zwar einige Informationen über die Charaktere, manches bleibt aber weiterhin im Dunklen. Angesiedelt ist der Film in der fiktiven Stadt Central City, die allerdings ansonsten keine besonders große Rolle spielt.
Ein Kritikpunkt ist daher, dass die Aussagen über Central City wie “my city screams” nicht wirklich in der Handlung aufgegriffen werden. Die besondere Beziehung des Spirit zu der Stadt wird nur angedeutet, nicht aber zentral erörtert. Das könnte mit ein Grund sein, warum der Spirit als Filmcharakter relativ unnahbar ist. Es wäre schön, hier einen Vergleich zu den Comics ziehen zu können, doch auch hierbei muss ich passen — ich hatte vor dem Film noch nie etwas von der Comic-Figur des Spirit gehört. Im Film kamen jedenfalls die meisten Gestalten — abgesehen von Commissioner Dolan und seiner Tochter — typisiert und nicht menschlich ‘rüber. Das kann durchaus Absicht sein, da die meisten Comic-Figuren eher übermenschlich dargestellt werden, und hat mich auch nicht gestört. Ich kann mir jedoch durchaus vorstellen, dass andere dem Film dadurch — und auf Grund der filmischen Aufmachung — nur wenig abgewinnen können.
Fazit: Grandios gefilmt und dadurch absolut sehenswert, jedoch nicht so massentauglich wie Batman oder Spider-Man. Für echte Comic-Fans eine Augenweide - fünf von fünf Sternen.
Anne
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13. Januar 2009
Endlich war es soweit. Gestern Abend um 23.00 saß ich mit Anika, Noemi und Corinna im (heiß geliebten) UCI-Kino und schaute mir die Preview von Twilight an. Da der Film, die Buchvorlage und alles was sonst damit zu tun hat in den letzten 2-3 Monaten bis zur Schmerzgrenze gehypt wurde, hatte ich mir zwar von vorne herein gesagt: “Schraube deine Erwartungen runter, lass es auf dich zukommen.” Aber in Wahrheit hatte ich mich schon längst vom Hype mitreißen lassen und war seit Wochen gespannt auf den Film.
Wie schon in meiner Buchbesprechung erwähnt, handelt Twilight von der 17-jährigen Bella Swan, die sich in den Vampir Edward Cullen verliebt. In der Verfilmung wurde das Paar von den Jungstars Kristen Stewart (Panic Room, Into the Wild) und Robert Pattinson (Harry Potter IV) dargestellt. Bei der Wahl der Hauptdarstellerin wurde eine vorzügliche Wahl getroffen. Stewarts Bella ist, wie die Romanfigur, ein starker Charakter und weist einen hohen Wiedererkennungswert auf. Sie ist in der Lage, den Film zu tragen. Bei ihrem männlichen Gegenpart kann man das nicht so uneingeschränkt behaupten. Robert Pattinson spielt den Vampir Edward Cullen mitunter etwas farb- und ausdruckslos, manche Szenen, die emotionale Zerrissenheit ausdrücken sollen, wirken gestelzt und stellenweise lächerlich. Die deutsche Synchronisation trug dazu allerdings auch ihren Teil bei (Edwards Stimme war eine klare Fehlbesetzung). Was die restlichen Rollen angeht… wow! Selten habe ich es erlebt, dass Romanfiguren so greifbar zum Leben erweckt wurden wie bei Twilight. Ob nun Bellas Vater Charlie (Billie Burke), ihre Schulfreunde oder die Vampirfamilie Cullen… alle waren astrein und sehr passend besetzt.
Die Handlung des Romans wurde überaus detailgetreu für die große Leinwand adaptiert und man merkte dem Drehbuch die Mühe spürbar an. Sicher, Roman-Unkundige werden manche Handlungspassagen nicht direkt einordnen können, jedoch beschränkt sich das Drehbuch auf das Wesentliche und die Kürzungen halten sich entweder in verschmerzbaren Grenzen oder werden gekonnt überspielt. Hier werden zumindest keine Charaktere (für den Überlängenzuschlag) sinnlos von A nach B geschickt (siehe Tintenherz). Mit 120 Minuten Spielzeit fällt der Film außerdem nicht zu lang und nicht zu kurz aus.
Dennoch kann man hier selbstverständlich keine schaurig-surreal-düstere Atmosphäre à la Pans Labyrinth erwarten. Es handelt sich eben um einen Teeniefilm, in dem Vampire vorkommen. Er steht eher in der Tradition von Buffy - The Vampire Slayer oder Der Pakt (wisst ihr noch, diese eine Sneakfilm da [11.12.06, Cinemaxx Wuppertal]) als von Coppolas Dracula oder Interview mit einem Vampir. Und auch an die Tiefe und Atmosphäre eines So finster die Nacht reicht Twilight nur in seinen besten Momenten heran. Das will er aber auch gar nicht. Er ist gut für das was er ist: Eine angemessene, werkgetreue Romanadaption von dem ersten Band der Vampirsaga.
Dreieinhalb von fünf Beißerchen für Twilight.
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11. Januar 2009
Ben Thomas (Will Smith) hat eine Geschichte, die ihn verändert hat und einen Plan, der das Leben von sieben anderen Menschen für immer verändern wird.
Ich tue mich zugegebenermaßen schwer, Seven Pounds angemessen zu beschreiben. Dies ist nun schon der fünfte Versuch, eine angemessene Einleitung in die Rezension eines Filmes zu finden, der mich wie wenige andere bisher berührt und überrascht hat.
Um den Inhalt des Filmes wird, abgesehen von dem anfangs schon Erwähnten, ein mittleres Geheimnis gewoben, das auch ich hier nicht lüften möchte, da sich aus der Unklarheit von Bens Geschichte und Plan ein Großteil der Spannung des Films ergibt. Was mit Ben geschehen ist, welchen Plan er gefasst hat und was er mit den sieben Menschen vorhat, bleibt lange unklar. Der Englische Titel Seven Pounds wird jedoch allen, die den Kaufmann von Venedig kennen, zumindest in die richtige Richtung lenken.
Die schauspielerische Leistung in Sieben Leben ist durchaus beachtlich. Neben Allround-Talent Will Smith, der nach Hancock nun wieder zusammen mit Gabriele Muccino, der schon bei Das Streben nach Glück Regie führte, ins ernste Fach zurückkehrt, sind Rosario Dawson und Woody Harrelson mit von der Partie. An Smiths Darstellung des innerlich völlig zerbrochenen Ben kommt jedoch keiner der anderen heran.
Filmisch ist Sieben Leben wirklich, wirklich gut gemacht. Der Focus-Puller, der für das Scharfstellen der gewünschten Bereiche des Bildes zuständig ist, hat zwar zeitweise ein bisschen zu viel zu tun, aber die Stimmung des Films, untermalt durch den unaufdringlichen aber dezent suggestiven Soundtrack, tut neben den tollen Schauspielern ihr Übriges, den Zuschauer den weichen Kinosessel und das rundherum knisternde Popcorn vergessen und völlig in den Film eintauchen zu lassen.
Doch alle noch so sachliche Untersuchung und Beschreibung wird Sieben Leben nicht gerecht. Hat man erst einmal mitbekommen, was Bens eigentliches Ziel ist, ist es vorbei mit jeglicher Objektivität und das unvermeidliche, grässlich konsequente Ende des Films und insbesondere die wirklich harte Szene, in der Ben sich schlussendlich umbringt schlägt mir so unvermittelt in die Magengrube, dass ich kaum verstehen kann, wie meine werten Mitzuschauer noch während des Abspanns lachend und schwatzend aus dem Kino strömen, wo ich erst einige Minuten brauche, um wieder in die Realität zurück zu finden.
Sieben Leben ist kein perfekter Film. Es gäbe so einige Logikprobleme anzumeckern, die jedoch – zumindest für mich – komplett in den Hintergrund treten.
Am Ende bleibt der Film ein so starkes Portrait von Wiedergutmachung, Selbstaufgabe und Erlösung, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe.
Fünf von fünf alten Druckmaschinen für Sieben Leben!
Dennis
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- Seven Pounds bei imdb
- Focus puller in der Wikipedia
Kommentare deaktiviert für Sieben Leben (Seven Pounds)
8. Januar 2009
In der Nacht, in der der erste Weltkrieg endet, kommt der Sohn der Buttons zur Welt. Kein guter Tag für Thomas Button: seine Frau stirbt im Kindbett und der Sohn ist verschrumpelt und faltig…wie ein Monster. Außer sich vor Kummer und Zorn setzt Thomas das Kind, Benjamin Button aus. Zum Glück für den kleinen Benjamin wird er von der freundlichen Queenie gefunden und wächst in dem Altenheim, in dem Queenie arbeitet, auf.
Ob es mit dem Kriegsende zu tun hat oder mit einer geheimnisvollen, rückwärts laufenden Uhr - Benjamin ist anders: Er wird jünger, anstatt zu altern. Ruhig erzählt der Film von Benjamins Kindheit als Greis, seinem Heranwachsen unter gleichzeitiger Verjüngung, den Personen, die Benjamin trifft… und von Daisy, Benjamins großer Liebe. Als er Daisy trifft, ist sie ein Kind und er ein Greis. Immer wieder treffen sie sich, während sie sich altersmäßig annähern. Eine Liebe, die kein zu jung oder zu alt kennt und in der das Alter letztendlich keine Rolle spielt…
Der Regisseur David Fincher (Fight Club) hat mit Brad Pitt und Cate Blanchett zwei Hauptdarsteller gewonnen, die der Herausforderung, verschiedene Altersstufen darzustellen, gewachsen sind. Durch digitale Technik und Make-up-Tricks ist dies gut gelungen. Andere Charaktere geraten dagegen eher in den Hintergrund, was allerdings so gewollt ist.
Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann ist es, dass die Story an und für sich nicht originell ist und der Verlauf des Films vorhergesehen werden kann. Seit Gullivers Reisen sind Menschen, die alt geboren werden und sich verjüngen, in der Literatur bekannt. Das beliebte Thema wurde seitdem häufiger aufgegriffen (z.B. in der Serie Die Rückkehr der Märchenbraut). Kombiniert man das Ganze mit einer Liebesgeschichte, ist das Ergebnis von vorneherein abzusehen. Das mag für manche seinen Reiz haben - ich fand den Film jedoch sehr wenig spannend und dafür dann ziemlich lang.
Fazit: Wen es interessiert, der soll es ansehen. Gesehen haben muss man es allerdings nicht. Daher gebe ich dem Film drei von fünf Sternen bzw. eine 3+.
Anne
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7. Januar 2009
Es gibt Filme, die kann man einfach nicht sofort rezensieren. Wäre ich am 2. Januar aus dem Kino rausmarschiert, hätte mich an den Laptop gesetzt und hätte etwas zu Australia schreiben sollen… ich hätte nur auf einen blinkenden Cursor geschaut und der Bildschirm wäre leer geblieben. Zu erschlagen, überwältigt und übermannt war ich von diesem 166 Minuten langen Panorama-Film. Ein paar Worte zur Handlung:
1939: Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) reist aus England nach Australien um ihren Mann bei seinen Geschäften auf seiner Rinderfarm zu unterstützen. Faraway Downs, die Farm, ist die letzte Bastion der Viehzucht im Norden des Landes, die noch nicht von Carney’s Cattle Corporation, einem mächtigen Imperium, aufgekauft wurde. Bei ihrer Ankunft findet sie ihren Mann ermordet vor und beschließt kurzerhand, seine Geschäfte zu übernehmen. Da kürzlich der Zweite Weltkrieg begonnen hat, herrscht in Darwin (der nördlich gelegenen Hafenstadt) Viehknappheit. Das Militär braucht 1500 Rinder Nachschub und Lady Ashley beschließt, zusammen mit dem Rauhbeinigen Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) und einigen Gefährten, diese (durch feindliches Carney-Land) nach Darwin zu bringen. Ein Wettrennen beginnt und das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Die vierte Regiearbeit des Australiers Baz Luhrmann (Romeo + Julia, Moulin Rouge) ist altmodisches, detailverliebtes, episches Panorama-Kino. Wie im Trailer schon überdeutlich wurde, wird dem geneigten Zuschauer bombastisches Abenteuerkino gekreuzt mit einer romantischen, schwelgerischen Ästhetik präsentiert. Dieser Film bezeugt in jeder Minute seinen unbedingten Stilwillen und wirkt doch nicht künstlich. Die Handlung wird stets voran getrieben und die Reise durch das Outback bietet genügend Screentime für nie gesehene Panorama-Aufnahmen. Der Film ist in 70% der Szenen einfach zu groß für die kleine Leinwand und man möchte es am liebsten selbst bereisen, das ferne Australien. Der Film ist gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an das Heimatland von Regisseur Luhrmann und Hauptdarsteller Jackman (wie immer genial). Die Actionszenen sind zwar für einen Abenteuerfilm nicht sehr zahlreich, dafür aber umso spektakulärer. Der Schauwert ist durchweg auf einem sehr hohen Niveau.
Nichtsdestotrotz gibt es auch Abstriche. Der Film wird von einem Aborigine-Kind erzählt, dessen Stimme sich immer wieder aus dem Off meldet. Das mag Geschmackssache sein, aber ich finde, dass dem Film dadurch wieder etwas von seinem schwelgerischen, epischen Auftreten genommen wird und dass immer wenn man gerade beginnt sich im den weiten des Outbacks zu verlieren, das Voiceover einen Teil der Atmosphäre wieder zerstört.
Von diesen kleinen Abstrichen abgesehen ist Australia gut gespieltes, stellenweise phämonenal gefilmtes Panorama-Kino der Extraklasse. Ich vergebe stolze 4 von 5 Zuchthengste für dieses epische Werk.
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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